(jk) Die geplante Ortsumgehung („B1 neu“) ist schon seit Jahrzehnten Gesprächstoff in Salzkotten. Doch bisher ist die neue Straße für die meisten Einwohner nur eine gedachte Linie weit im Norden der Stadt. Sie soll den Verkehr aus der Innenstadt zaubern und ansonsten keine weiteren Auswirkungen für die Menschen haben.
Aber ist das alles?
Wir Grünen denken, dass es höchste Zeit ist, in Salzkotten den Bau der „B1 neu“ gründlich zu diskutieren. *Weil viele Aspekte ungeklärt sind, haben wir an die Verwaltung eine umfangreiche Anfrage gestellt. Die Antworten, die wir erhielten, wiesen allerdings nur darauf hin, dass auch die Verwaltung die Folgen einer „B1 neu“ noch kaum beleuchtet hat.
Eine gewisse Entlastung
Eine Umgehungsstraße wird sicher eine Entlastung der Innenstadt bewirken. Es zeigt sich aber auch, dass ein wesentliches Verkehrsaufkommen bleibt und zu Stoßzeiten weiterhin mit Staus gerechnet werden muss.
Ein Grund ist der Quell- und Zielverkehr, also die Autos derjenigen, die in der Stadt etwas erledigen wollen. Auch werden die Bürger des südlichen Salzkotten nicht nördlich um Salzkotten fahren um nach Paderborn oder Geseke zu kommen.
So bedeutet für die Anlieger der jetzigen B1 eine Ortsumgehung zwar einen Rückgang des Verkehrs, dennoch bleibt die alte B1 eine Hauptstraße in Salzkotten.
Eine gewisse Belastung
Auf der anderen Seite soll im Norden der Stadt eine breite und schnelle Straße entstehen. Sie wird zum Teil auf Brücken und Dämmen ein Gebiet mit weiten Wiesen und Feldern und leider das schöne Hedertal durchqueren. Ein Naturraum wird zum Verkehrsraum.
Aber nicht nur das: Die „B1 neu“ wird auch Wohngebiete berühren: So werden Bewohner der Gebiete Königsfuhr und Ewert, bis jetzt verschont von Verkehrslärm und Abgasen, künftig an einer stark befahrenen Straße wohnen.
Mehr Verkehr für Salzkotten
Sicher wird die neue B1 nicht nur den Verkehr aufnehmen, der bisher durch die Innenstadt fließt. Die neue Trasse wird für alle attraktiv sein, die zum Beispiel Maut sparen wollen, Salzkotten als Abkürzung wählen oder die Autobahnauffahrt in Geseke nutzen möchten.
Die Anwohner im Bereich der „B1 neu“ würden also künftig mit Abgasen, starkem Verkehrslärm oder – wenn sie Glück haben – mit Lärmschutzwänden leben müssen. Zu der deutlich geringeren Lebensqualität der Anwohner kommt auch noch ein finanzieller Verlust durch die Wertminderung ihrer Häuser.
Kunden werden vorbeirauschen
Welche Auswirkungen eine neue Umgehungsstraße auf die Stadtentwicklung (Einzelhandel, Gastronomie, Tankstellen etc.) haben wird, kann nur vermutet werden. Im Gegensatz zu der Salzkottener Stadtverwaltung befürchten die Salzkottener Grünen, dass es für die Geschäftswelt eher zu Umsatzeinbußen und Verlusten als zu positiven Entwicklungen kommen wird. Denn viele Pendler nutzen ihre Fahrt durch Salzkotten noch, um direkt am Weg Besorgungen zu machen. Oder sie lassen sich von den Angeboten in den Schaufenstern und den Werbetafeln locken.
Ersehen kann man dies auch aus dem Gutachten der BBE Unternehmensberatung. Hier wird ausgeführt, dass in vielen Bereichen des Einzelhandels mehr Umsatz erzielt wird als dies allein durch Salzkottener Bürger zu erwarten wäre.
Alles zahlt der Bund?
Bei einer neuen Umgehungsstraße ist außerdem noch zu befürchten, dass die Stadt im Zuge der Baumaßnahme auch an ihrem eigenen Straßennetz etwas ändern muss. Da diese Baumaßnahmen von der Stadt bezahlt werden müssen, werden wir darauf drängen, dass die Verwaltung hier eine konkrete Planung samt Kostenaufstellung vorstellt.
Dem geschenkten Gaul ins Maul schauen
Seit 40 Jahren soll die „B1 neu“ gebaut werden. Sollten sich die Sälzer Bürger nicht freuen, dass sie jetzt endlich kommt?
Wir Grünen sind skeptisch. Wir sehen die demographische Entwicklung, die steigenden Benzinkosten, die sinkende Kaufkraft. Die Veränderungen unseres Klimas zeigen uns, dass wir den CO2-Ausstoß reduzieren müssen. Dass wir trotzdem im Jahr 2013 (geplante Eröffnung der „B1 neu“) oder im Jahr 2023 (dann ist die Straße erst 10 Jahre alt) immer mehr Verkehr auf unseren Straßen haben werden, ist für uns sehr fraglich.
Güterfernverkehr muss auf der Schiene transportiert werden. Der Personennahverkehr muss ausge- baut werden. Ein 15-Minutentakt in Stoßzeiten nach Paderborn und Soest und gute Anschlusszeiten z.B. nach Bielefeld müssen endlich Wirklichkeit werden.
Wir wollen, dass der Bau der „B1 neu“ gründlich diskutiert wird: Mit jetzigen und zukünftigen Anwohnern, mit Nutzern, mit den Geschäftsleuten, mit allen Bürgern. Dazu brauchen wir verlässliche Daten und den Mut, die richtigen Fragen unbefangen zu betrachten. Wir wollen dem scheinbar geschenkten Gaul mit Ihnen ins Maul schauen, bevor er die nächsten 50 Jahre in unserem Stall steht.
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