Neues aus der Flüchtlingsarbeit 19. February 201719. February 2017 CC0 Public Domain / pixabay / skeeze Ihr wundert Euch vielleicht, warum hier immer wieder die Flüchtlingsarbeit zum Thema gemacht wird, obwohl die Beiträge scheinbar keinen konkreten Bezug zu unserer politischen Arbeit vor Ort haben. Da mehrere unserer Ortsverbandsmitglieder auf verschiedenste Weise in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, lassen wir Euch gerne an ihren Einblicken teilhaben: Zurzeit leben etwa 460 Asylsuchende in der Stadt, Tendenz stark sinkend. Inzwischen sind alle Flüchtlinge in Salzkotten und seinen Dörfern mit Wohnraum versorgt, Notunterkünfte und die Flüchtlingsheime am Grarock werden vorerst nicht gebraucht. Flüchtlingskinder besuchen eine Kita oder die Schule. Die Erwachsenen haben nach den ehrenamtlich angebotenen Sprachkursen fast alle einen professionellen Sprachkurs gefunden. Es wurde erreicht, dass es in Salzkotten momentan 5 Stellen für Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen (FIM, Arbeitsgelegenheiten für Flüchtlinge durch die Bundesagentur für Arbeit) gibt. Momentan sind diese Stellen noch nicht besetzt. An verpflichtenden Integrationskursen können noch nicht alle teilnehmen, da es an Lehrern mit entsprechender DAF/DAZ- Ausbildung (Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache) mangelt. Die Motivation an dem Besuch von Sprachkursen und an Bildungsangeboten ist insgesamt sehr hoch. Frauen beispielsweise, denen Bildung in ihrer Heimat vollkommen vorenthalten wurde, sind begeistert von ihrer eigenen Leistungsfähigkeit und haben große Freude am schulischen Lernen während der ehrenamtlichen Angebote. Die, die bereits gute Schulkenntnisse mitgebracht haben, sind schnell in der Lage komplexe Zusammenhänge zu erfassen. Es hat sich gezeigt, dass gerade bei Frauen oft Kompetenzen brach liegen, die durch gezielte Schulungen für das Gemeinwohl nutzbar gemacht werden könnten. In Tudorf gibt es erste Überlegungen, mit Hilfe der vorhandenen Tageseinrichtung der Caritas Büren, über Praktika den Frauen eine Berufsperspektive zu eröffnen. „Fördern und Fordern“ Richtig, das ist das A und O: Das wird derzeit landauf und landab geradezu gebetsmühlenartig gefordert – es müssen aber auch Angebote da sein. Im Zentrum der Förderung wird noch für lange Zeit die Sprachförderung stehen, denn ein Großteil der anerkannten Flüchtlinge wird noch einige Zeit brauchen, bis ihr Sprachniveau für eine Ausbildung reicht (B1-Prüfung). Viele werden dieses Niveau in dem erwarteten Tempo nicht erreichen. Das Gießkannenprinzip „jedem Mann seinen A1 Kurs“ ohne weiterführende Bildungsangebote ist unzureichend: Hier müssen andere Lösungen und Förderungsmöglichkeiten gefunden werden, denn Integration ist nicht nur eine Frage der Sprachkompetenz, sondern auch der Lernerfahrung und das Wissen über die Lebenspraxis in unserem Land. Auch die muss man lernen und es wird zurzeit intensiv darüber nachgedacht, welche Förderangebote zum Vermitteln von Kultur, Rechtsstaat und Berufsleben zusätzlich gemacht werden können und wie man damit möglichst viele Menschen erreicht. Schule und Sozialarbeit Schulsozialarbeit ist auch an Grundschulen unverzichtbar. In Salzkotten wird dies allmählich erkannt und mit Mitteln des Bildungs- und Teilhabepaketes ausgebaut. Dadurch gibt es im Anschluss an den regulären Unterricht zusätzliche Sprachförderangebote. Hilfe und Unterstützung wird nicht nur von Eltern angefragt. Lehrer*innen suchen den intensiven Austausch mit den Eltern, erreichen diese aber oft nicht: Lehrer machen nun mal keine Hausbesuche und haben im Allgemeinen wenig Erfahrung, ihre Anliegen ggf. in einfacher Sprache an die Eltern heranzutragen. Schulsozialarbeit hilft diese Barrieren zu überwinden. Der multiprofessionelle Austausch in Tudorf ist bereits gut angelaufen und sollte dringend ausgebaut werden, damit alle Kinder gleichermaßen davon profitieren können – nicht nur Flüchtlingskinder.